Im Bereich der Gemarkung Entringen gab es mehrere Gipsbrüche. Der Bruch befand sich zwischen Entringen und Breitenholz
(seit Dezember 1971 eingemeindet in Ammerbuch) am Schönbuch-Westhang. Der Betrieb wurde Anfang des 20 Jahrhunderts
begonnen und Ende 1973 eingestellt.
Der Gips wurde als sogenannter Gipskeuper (Rohgips) abgebaut, teilweise auch Untertage. Im Gipssteinbruch gab es
mehrere Abbausohlen. Auf der unteren Abbauebene befanden sich sogar tief in den Berg reichende Stollen in denen der Gips
auch abgebaut wurde. Der längste war rund 150 m lang und reichte fast bis zum heutigen Neubaugebiet in Entringen.
Hierfür wurde extra Louis Rigoni aus dem Trentino, Italien angeheuert, der bereits große Erfahrungen mit dem Bau von
Stollen und Tunneln hatte. Mit ihm kamen dann auch die italienischen "Gastarbeiter", von denen es heute noch weitläufige
Nachkommen gibt. Im Gipssteinbruch arbeiteten rund 30-35 Arbeiter, überwiegend in den Stollen unter Tage.
Der Gipsabbau erfolgte das ganze Jahr über. Um in den Sommermonaten der großen Nachfrage gerecht zu werden, gab es
südlich vor der Gipsfabrik beim Bahnhof Breitenholz eine große Gipsbrockenhalde. Von hier wurden die Holzkastenkipper
zur Schrägrampe transportiert und mit Seilwinden zuerst zum Ofen und dann weiter zur Mühle gezogen.
Ansonsten wurde der Gips nach dem Brechen oder sogar Sprengen im Bruch dann zum Brennofen beim Bahnhof gebracht und
Schichtweise mit Kohle bei Temperaturen um 1000° Grad gebrannt, anschließend warm gemahlen und in Säcke verpackt. Der
Gips fand anfangs Verwendung in der Landwirtschaft, aber vor allem in der Bauindustrie wurde er eingesetzt.
Unterhalb des Steinbruches gab es anfangs einen vierzügigen, nebeneinander liegenden Brennofen, der von oben befüllt
wurden. In den Öfen wurde zuerst der DIARA Estrich gebrannt. Später kam der „Hochofen“ mit stehendem Kamin dazu. Dann
wurde nur noch mit diesem Hochofen der Estrich gebrannt. Es wurde unten ein Feuer vorbereitet und der Keuper von oben
(über die Lorenbrücke) eingefüllt. Das gebrannte Material „schwitzte“ das Wasser aus. Nach dem ersten Brennvorgang wurde
das Material noch einmal gebrannt und es entstand der „Diara“ Estrich. Da der „Diara“ Estrich Feuchte regulierende
Eigenschaften besaß, wurde er oft für die Fußböden in den Scheunen verwendet. In vielen alten Entringer und
Breitenholzer Häusern oder Scheunen gibt es noch diesen Estrich.
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