Ein Highlight war die 2-Wöchige Ausbildung zum Ehrenlokführer bei den Harzer
Schmalspubahnen (HSB) die unsere Kollegen Rüdiger und Manfred erfolgreich absolviert haben.
Nachfolgend der Bericht von Manfred:
Ehrenlokführer bei den Harzer Schmalspurbahnen HSB
Das Interesse an der Dampftechnik und der Kindheitstraum „Lokführer“, diese beiden Punkte
verbindet die beim HSB angebotene Ausbildung zum Ehrenlokführer. Da es nur sieben Kurse mit je
drei Teilnehmern pro Jahr gibt, ist nach der Anmeldung zuerst einmal Geduld gefragt. Nach 3 Jahren
kommen einige Terminvorschläge und ich vereinbare einen Termin im August. Rüdiger, ebenfalls
Mitglied der IG Schmalspur und Modellbahn, nimmt mit mir am Lehrgang teil.
Dienstag um 9:00 Uhr treffen wir gemeinsam mit dem dritten Teilnehmer im Schulungsraum der HSB
ein. Zuerst erfolgt eine kurze Einführung, was uns in den nächsten dreizehn Tagen erwartet. Dann
folgt gleich die Sicherheitsbelehrung, um uns auf mögliche Gefahrenquellen im Zusammenhang mit der
Ausbildung zu informieren. Die beiden ersten Tage sind der Theorie gewidmet. Sie wird ergänzt mit
Rundgängen am Gleis und in den Werkstätten. Ziel ist es, sich mit den Signalen und dem
Eisenbahnbetrieb vertraut zu machen.
Der dritte Tag ist der erste Praxistag. Wir werden auf verschiedene Plandienste auf der Strecke
von Wernigerode zum Brocken aufgeteilt. So sind wir alle zu verschiedenen Zeiten und auf
unterschiedlichen Lokomotiven unterwegs. Jeder von uns beginnt seinen Dienst am Morgen mit dem
Vorbereiten der Lokomotiven für den Tageseinsatz. Wir fahren mit auf den größten
Schmalspurlokomotiven, die mit 8m³ Wasser und 4t Kohlen ein Gewicht von fast 65t haben. Nach dem
Wasser fassen und dem ergänzen der Kohlenvorräte wird geölt und geputzt. Danach wird die
Lokomotive zum Zug gefahren und angekuppelt. Nach der obligatorischen Bremsprobe fahren wir los.
Der Plan sieht vor, den Zug von Wernigerode über Drei Annen Hohne zum Brocken und zurück zu
befördern. Nach der ersten Fahrt, wieder in Drei Annen Hohne angekommen, setzen wir die Lok noch
einmal um und fahren ein zweites Mal zum Brocken hoch. An diesem Tag dürfen wir nur zusehen wie
der Dienst auf der Lokomotive abläuft, wer was tut. Zusätzlich können wir etwas Streckenkenntnis
erlangen.
Am vierten Tag helfen wir beim Vorbereiten der Lokomotive für den Tageseinsatz. Das heißt, wir
unterstützen beim Putzen, da andere Aufgaben ohne entsprechende Kenntnisse nicht erledigt werden
können. Danach fahren wir los, und nach dem Verlassen von Wernigerode dürfen wir, auf freier
Strecke, wie ein Lokmotivführer aus dem Fenster sehen, den Regler nach Ansage auf einen
festgelegten Schieberkastendruck einstellen und bei den Bahnübergängen die Lokpfeife betätigen .
Während dem Halt an den Bahnhöfen und am Abend helfen wir dem Lokpersonal, soweit es uns möglich
ist, beim Reinigen der Maschine.
Der fünfte Tag ist erneut der Theorie gewidmet. Nach Wiederholung des Lehrstoffes der ersten Tage
erfolgt die schriftliche Prüfung. Dann wird jedem Teilnehmer eine Uhrzeit zugewiesen, an dem seine
mündliche Prüfung durchgeführt wird. Danach wird jeweils das Ergebnis der Prüfungen besprochen.
Wir haben alle drei bestanden.
Der sechste Tag beginnt wie der vierte Tag. Erneut können wir auf freier Strecke an den Regler,
bei Einfahrt in den Bahnhöfen übernimmt der Lokführer. Er hat für unser Handeln immer die
Verantwortung und auf den Bahnhöfen stehen die Menschen immer dicht an den Bahnsteigkanten. Auch
ist die Sicht aus einer Dampflok doch sehr eingeschränkt und dann auch noch an einer zweiten
Person vorbei zusehen sehr schwierig. Wir angehenden Ehrenlokführer müssen uns natürlich auch am
Signalruf auf dem Führerstand beteiligen. Ob Heizer oder Lokführer, wer als erstes ein Signal
erkennt muss die Signalinformation laut sagen, der zweite Mann bestätigt die Info. Sobald er
selbst das Signal erkennt wiederholt sich das Spiel in der anderen Richtung.
Am siebten Tage sollst du ruhen. Wir verwenden den Tag um das restliche Streckennetz der HSB zu
erkunden. Wir fahren mit dem Triebwagen durch das Selketal von Eisfelder Talmühle nach Quedlinburg
und zurück.
Anschließend folgen fünf Tage zur Festigung des Gelernten. Zusätzlich werden wir unterwiesen, wie
die Lokomotive bei der Talfahrt gebremst wird. Zuerst konnten wir uns unter Anleitung selbst
versuchen. Bei jeder weiteren Talfahrt haben wir erlernt den Zug mehr und mehr selbstständig zu
bremsen. Des Weiteren wurden wir über die Steuerung des Triebwerkes informiert. Damit konnten wir
nun die Lokomotive anfahren oder bei der Talfahrt die Schieber auf Leerlauf umsteuern. Zusätzlich
lernen wir das An- und Abkuppeln des Zuges und das Nachfüllen von Wasser an den Bahnhöfen.
Am letzten Tag ist die praktische Prüfung. Wir drei angehende Ehrenlokführer kommen zum ersten
Mal an einem Praxistag zusammen. Wir legen fest, wer mit der Prüfungsfahrt beginnt. Ich melde mich
als erster Prüfling und die beiden Kollegen steigen im Dienstwagen ein. Ich gehe nun als erster
mit dem Prüflokführer auf den Führerstand der Lokomotive. Wie an den normalen Betriebstagen muss
ich nach dem Verlassen des letzten Haltepunktes von Wernigerode an den Lokführerplatz. Ich fahre
hinauf in Richtung Brocken. Nach dem Bahnhof Schierke wechseln wir zum ersten Mal. Der zweite
Prüfling fährt nun weiter zum Brocken und anschließend zurück nach Drei Annen Hohne. Danach wird
erneut gewechselt und der Dritte fährt erneut zum Brocken hoch. Danach bin ich wieder an der Reihe
und muss den Zug im Leerlauf der Maschine talwärts bremsen, bis wir wieder in Schierke sind.
Danach muss der Dritte wieder in den Führerstand um den Zug dann noch nach Drei Annen Hohne
bremsen.
Am Abend sind wir alle zum Essen eingeladen. Vor dem Essen bekommen wir unsere Urkunden und die
Bescheinigungen zu den bestandenen Prüfungen übergeben. Dazu bekommt jeder eine Armbanduhr der HSB
mit der Inschrift „Ehrenlokführer“ überreicht. Wir tragen uns ins Gästebuch der Ehrenlokführer
ein. Anschließend lassen wir den Abend bei einem guten Essen, „einem“ Bier und
Eisenbahnergeschichten ausklingen.
Dreizehn Tage bei der HSB sind vorüber. Wir haben das Berufsleben als Lokführer, aber auch des
Heizers auf einer Dampflok kennengelernt. Wir sind achtzehn mal zum Brocken hochgefahren, haben
den Berg bei Sonnenschein und Regen erlebt. Wir hatten wenig Zeit die Aussicht zu genießen.
Insgesamt haben wir 900km auf dem Führerstand zurückgelegt. Und wir kommen wieder! Im nächsten
Jahr werden wir wieder auf den Brocken als Ehrenlokführer unterwegs sein und unser Diplom
erneuern.
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